
Das Johanniskraut
Hypericum perforatum
Synonyme: Blutkraut, Christusblut
Johanniskraut zählt zu den am besten medizinisch erforschten Heilpflanzen – und das völlig zu Recht. Es ist die Pflanze der Sommersonnenwende, jener Tage um den 21. bis 24. Juni, wenn die Sonne am höchsten steht und die Kraft des Lichts ihren Höhepunkt erreicht. Genau dann wird das Johanniskraut traditionell gesammelt – denn zu dieser Zeit hat es das Sonnenlicht gleichsam in sich vereint.

Licht in dunklen Zeiten
Nicht zufällig wird Johanniskraut als natürliche Unterstützung bei leichten Depressionen, vor allem bei Winterdepressionen, eingesetzt. Es bringt „Licht“ in seelische Dunkelheit – auch auf symbolischer Ebene.
Eine erstaunliche Besonderheit: Zerreibt man die Blüten zwischen den Fingern, tritt ein roter Farbstoff aus. Dieser Farbstoff – Hypericin – wurde in der Volksmythologie mit dem Blut Christi am Kreuz in Verbindung gebracht. So erzählt man, die Pflanze sei dort gewachsen, wo seine Blutstropfen auf die Erde fielen.
Ein starkes Bild.
Das Blut steht nicht nur für Schmerz und Opfer, sondern auch für die Essenz unseres Daseins hier auf Erden –
das, was uns mit dem Materiellen verbindet. Ein Symbol für das ursprüngliche Sein, das sich ganz hingibt in die mit irdische Erfahrung und gerade dadurch das sichtbar macht, was nicht zerstörbar ist: Das Göttliche in uns.
Etwas, das sich nicht denken lässt, das jenseits aller Konzepte liegt –
Der lateinische Name „Hypericum“ stammt von „hyper“ = über und „eikon“ = Bild – was darauf hinweist, dass das Wesen dieser Pflanze über jedes Bild hinausgeht, das wir uns machen können. Sie wirkt – innerlich wie äußerlich – jenseits des Sichtbaren.

Medizinisch wirksam
Die stimmungsaufhellende Wirkung des Johanniskrauts ist heute gut belegt:
Hyperforin hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin, Dopamin und anderen Botenstoffen – ähnlich wie moderne Antidepressiva. Hypericin, der rote Farbstoff, wirkt ebenfalls stimmungsaufhellend und trägt zur Lichtempfindlichkeit der Pflanze bei – auch im übertragenen Sinn.
Anwendung
Johanniskraut kann vielfältig angewendet werden: als Tee, Tinktur oder als Öl.
Sammelzeit der Blüten ist optimaler Weise um den Johannistag (24. Juni).
Rotöl ansetzen
- frisch gesammelte Blüten und Knospen anquetschen, in ein weithalsiges Glas geben à mit Olivenöl auffüllen bis die Pflanzenmasse schwimmt und verschließen
- 6-8 Wochen in die Sonne stellen und tgl. schütteln
- wenn das Öl rot ist – fertig, abseihen, kühl lagern
- Einnahme innerlich: 2-3 EL/Tag lauwarm
- Äußerliche Einreibungen bei schmerzhaftem Sonnenbrand, aber dann Sonne meiden!
Tee: 2TL Kraut + 0,25l kaltes Wasser, erhitzen, nach wenigen Minuten Ziehzeit abseihen und 3 Tassen tgl. trinken
Tinktur: 2 TL getrocknetes Kraut + 100ml Korn oder Obstler, 10 Tage stehen lassen, abfiltern; 1 TL nach den Mahlzeiten zur Verdauung;
So kraftvoll Johanniskraut ist – es gibt auch wichtige Warnhinweise:
→ Nicht in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch anwenden!
→ Starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten!
Johanniskraut beschleunigt den Abbau vieler Arzneimittel über die Leberenzymaktivität:
z. B. bei Antibiotika, Immunsuppressiva, Marcumar, Antibabypille, AIDS- und Herzmedikamenten.
→ Durch Hypericin kann die Haut extrem lichtempfindlich werden – bis hin zu Blasenbildung bei Sonneneinstrahlung.
→ Auch Tiere (v.a. hellhäutiges Weidevieh) können durch Johanniskraut unter der Sonne Vergiftungserscheinungen zeigen.
Immer ärztlich oder in der Apotheke Rücksprache halten.

Der Name Perforatum leitet sich von den durchscheinende oder schwarze Öldrüsen, die sich auf den Blättern und Blüten befinden. Diese Drüsen enthalten Wirkstoffe wie das Hypericin.
Johanniskraut ist Licht in Pflanzenform – es wirkt im medizinischen wie im symbolischen Sinn. Es erinnert uns daran, dass Licht, Hoffnung und Heilung oft durch die dunkelsten Erfahrungen hindurch ihren Weg finden. Wer es achtsam und verantwortungsvoll einsetzt, hat mit ihm einen treuen pflanzlichen Begleiter für seelische Balance.